Kopie aus dem Hauptblog
Also: Wir nähen eine Tasche. Diese hier:
Ich
habe dazu keine Anleitung gehabt und mir das alles selber
zusammengefrickelt. Deshalb kann es sein, dass für versierte
Taschlerinnen manche Arbeitsschritte umständlich oder gar überflüssig
erscheinen mögen. Verzeiht mir das bitte, ich bin nun mal ein
Umstandsbolzen... Und außerdem zählt das Ergebnis. Oder?
Zuerst
suchen wir uns die passenden Stöffchen: Einen für den Korpus, einen
Schmuckstoff für die Aufsetztaschen und Henkel und einen Futterstoff.
Der Korpus wird bei mir blank schwarz (da gibts kein Foto dazu), der
Schmuckstoff heißt
Celestial Dreams by Laurel Burch (Das
ist ne ganze Kollektion gewesen, wird aktuell nicht mehr
hergestellt, kann aber sicher in dem einen oder anderen Patchworkladen
noch erworben werden. Meinen hab ich zu Pfingsten gekauft. Wo, sag ich
nicht, weil: Desch isch Werbunk. ) und der Futterstoff ist ein
überflüssiges Kopfkissen aus ner Bettwäsche (unbenutzt und neu gewesen)
Schick,
nich? Meine Tasche soll relativ einfach im Schnitt sein, deshalb wird
sie rechteckig. Einfacher geht nicht. Zuallererst widmen wir uns dem
Taschenkorpus (der in schwarz). Ich hab mal einen Schnitt gezeichnet
(und mich dann sinnigerweise total verrechnet beim Nähen).
Nach diesem Schnitt habe ich zwei schlichte Rechtecke aus dem schwarzen
Stoff geschnitten und die Schnittlinien mittels Kontrastgarn auf den
Rechtecken markiert (große Stichweite - gut wieder rauszumachen, aber
"unverwischbar")
Und
jetzt... sind wir schon beim nächsten Stück: Die Taschen, die außen
drauf sollen. Ich habe auf einer Seite zwei Taschen und auf der anderen
nur eine Tasche gearbeitet. Zuerst "bauen" wir die äußerste Tasche
zusammen, die auf beiden Seiten vorkommt. Dazu benötigen wir unseren
Schmuckstoff. Zwei Streifen, die so breit sind wie der Taschenkorpus
komplett (der schwarze) und so hoch, wie ihr die Tasche haben wollt plus
etwas Umschlag und Nahtzugabe. (das heißt in meinem Falle: die Tasche
soll 12 cm hoch werden plus 2 cm Umschlag plus 2 cm Nahtzugabe ergibt 16
cm Streifenhöhe).
Und wir benötigen zwei Streifen Futterstoff
(oder auch anderen, der weg muss oder so. Dieser Streifen wird
wahrscheinlich nicht wieder zu sehen sein... es sei
denn, ihr zeigt bewußt irgendwem die Innenseiten der Außentaschen...)
Dieser Streifen ist so lang wie der Schmuckstoffstreifen und seine Höhe
ist: Höhe Schmuckstoffstreifen minus 2 cm. )
Und
die näht ihr nun zusammen, Gesicht auf Gesicht. Dabei wird
(logischerweise) der Schmuckstoff etwas beulen, macht euch nix draus.
Wendet das ganze und bügelt es aus. Und zwar so, dass der Schmuckstoff
oben und unten etwas nach hinten geklappt ist. Dabei ist es egal, ob die
Umschlagstreifen auf der Hinterseite oben und
unten gleich hoch sind. Die sind nur dafür da, dass der "Futterstoff"
garantiert nicht an irgendeiner Naht hervorblitzen kann. SO sieht das
dann aus:
Jetzt
könnt ihr den Streifen schon mal probelegen auf den Taschenkorpus.
Achtet schon jetzt darauf, ob euer Schmuckstoff eine Schaurichtung hat.
Meiner hat eine und ich lege den Stoff so, dass so wenig Mondgesichter
aufm Kopf stehen, wie möglich.
So,
liegts? Gut! Liegen lassen! Wir machen uns jetzt nämlich über das
dritte Teil her: Die zweite Außentasche! Dazu benötigen wir Korpusstoff,
Schmuckstoff und Futterstoff in folgenden Größen:
ein Stück 25 mal 20 cm in Schwarz
ein Stück 25 mal 20 cm in orange
ein Stück 25 mal 7 cm in Mondgesicht
Der
Schmuckstoff sollte (wenn er eine Schaurichtung hat) auf den schwarzen
Stoff ausgerichtet sein, er wird später über dem Schwarzen drüber
"sitzen". Wir nähen das ganze zusammen, so wies da liegt: den bunten
Stoffstreifen zwischen den schwarzen und den Futterstoffstreifen.
Gut bügeln und dann die Sache zusammenfalten. Und zwar so, dass der Knick erstmal sowieso im Motivstoff sitzt und zwar
derart, dass es mit dem schwarzen Stück ne gute Optik gibt. Nicht zu
schmal, nicht zu breit... bei meinem Stück hab ich ein kleines
Sternengesicht komplett auf dem sichtbaren Streifen gelassen. Den Falz
gut bügeln... Guggstu? So:
Diese Tasche bekommt nun eine Vlieseinlage. Ich hab hier H640 von
Freudenberg genommen. Es ist 23 mal 19 cm groß und wird so exakt wies
geht in den Falz eingelegt.
Wenn ihr das Stück wieder zusammenklappt, sollte im Falz oben keine
"Luft" drin sein. Oki? Doki! Das Vlies hat eine Klebseite, die zeigt zum
schwarzen Stoff und wird auch nach dem Wieder-Zusammenklappen mit
dieser Seite verbügelt. Das garantiert, dass die Außentasche keine
doofen Falten schlägt...
Nach dem Bügeln schneide ich das Stück auf Maß (die 25 cm Breite bleiben, die Höhe wird auf Gesamthöhe 19 cm eingekürzt).
Jetzt legen wird das Ganze nochmal zur Probe aus. Und zwar, weil wir nur
so sehen, ob und welchen Schmuck die zweite Tasche noch verträgt. Wenn
ich mit den vorgesehenen Maßen gearbeitet hätte, wäre da viel Schwarz
gewesen, ich hatte mit einer Applikation eines oder zweier Mondgesichter
geliebäugelt...
Zuerst legen wir so mittig es uns gelingt, die eben hergestellte
Außentasche auf das Taschenstück. Der untere Rand liegt genau auf
der (nähmarkierten) Knicklinie vom Korpus zum Boden.
Darauf kommt dann unser erstes Aufsetzteil, der bunte Streifen, auch mit der Unterkante auf der Knicklinie Korpus-Boden:
Naja, so richtig fesch viel Platz für ne Appli ist
daaaa ja wohl nicht. Schadö. Egal!
So, wie das jetzt liegt, liegt das gut. Deshalb steck ich das jetzt mal
ganz fix fest, bevor noch irgendein Droppel dranrumfuhrwerkt...
Solltet ihr das Dingelchen nachnähen, könnt ihr natürlich die zweite
Außentasche auch auf beide Seiten bringen. Ich möchte aber die zweite
Seite etwas anders gestalten, deshalb bleibt der bunte Streifen dort
solo.
Hier an dieser Stelle sollte noch nix zusammengenäht werden, das kommt erst später...
So... und wir hopsen zum nächsten Puzzle-Teil: Die Henkel.
Dazu benötigen wir jeweils zwei Stoffstreifen vom Schwarzen und vom Mondgesichtigen
Der schwarze ist 10 cm breit über die gesamte Stoffbreite
der Mondgesicht 6 cm breit über die gesamte Stoffbreite
Zuerst
befrickeln wir den schwarzen. Wir knicken grob geschätzt 1 bis
1,5 cm ein und bügeln das fest... jaaaaaaa! Über die gesamte Länge! Und
dieses umgebügelte nähen wir mit dem größten Gradstich, den das
Brüderchen hergibt fest:
Ich
habs mit Kontrastgarn gemacht, damit mans besser sieht (und das
hinterher sowieso nicht mehr sichtbar sein wird). Jetzt schnappen wir
uns die Mondgesichtsstreifen und nähen die zu Röhren. Die wenden wir und
bügeln sie schön aus.
Ich möchte die Henkel gern mit Vlies füttern, also schnippsle ich mir
aus Thermolam (ist etwas fester als H640) Streifen in der Breite 3 cm:
Kaffeepause nicht vergessen...
Den
Vliesstreifen legen wir auf unser schwarzes vorbereitetes Teilchen.
Und zwar so, dass die offene Seite der Kontrastnaht oben liegt. Dann
klappen wir das ganze zusammen: Erst die ungenähte Seite, dann die
Genähte darüber:
Und das stecken wir dann schön fest
Wer hätte das gedacht? Besonders sorgfältige Näherinnen dürfen das ganze auch heften...
Und jetzt kommt der Mondgesichtstreifen. Einfach draufstecken, schön
grade. Nadel drunterwegziehen, Streifen anpassen, Nadel wieder
reinfusseln.
Wenn
der bunte Streifen alle ist, einfach markieren und beherzt abschneiden.
Dann den bunten Streifen auf den schwarzen draufsteppen, links und
rechts, schön knappkantig...SO sollten sie aussehen, in etwa. Natürlich
zwei davon...
Und das ganze stecken wir jetzt auf unsre gesteckten Taschenteile. Die
Henkelliegen auf der Seiten"naht" der inneren Außentasche und die Enden
der Henkel verschwinden knapp unter der äußeren Außentasche. Und ab
damit unter die Nähmaschine.
Genäht
wird an den Henkelseiten (wo die senkrechten Nadeln stecken, etwa). Und
zwar von etwa 1 cm oberhalb der unteren Außentasche bis hinunter zur
Bodenkante (über den Außentaschenstoff drüber). Oben solltet ihr gut
verriegeln (vielleicht mit einem Nahtkreuz oder so).
Zum Schluß sollte das etwa so aussehen:
Henkel
kurz über der Außentasche befestigt, bunter Streifen unten offen und
die "Seitenteile" flattern frei im Wind. Die zweite Taschenseite
erfordert etwas mehr Rechnerei. Der Henkel dort sollte von der
Seitenkante des Korpus genauso weit weg sein wie auf dem anderen Teil,
die Enden sollten genauso weit unter die Außentasche ragen und die
Henkel sollten nach oben auch nur soweit angenäht werden, wie auf der
anderen Seite. Einfach: Damit die Henkel am Ende gleich lang sind! Also:
Anzeichnen, feststecken und herunternähen. Auch hier bleibt der
Außentaschenboden offen und die Seitenflügel frei.
Prima, was? Und jetzt legen wir das ganze beiseite und kümmern uns um die inneren Werte unserer Tasche!
Zuerst schneiden wir unseren Innentaschenkorpus zurecht. Aus Futterstoff natürlich!
Tuchbreite = gleiche Breite wie Außentaschen-Stück
Tuchhöhe = Außentaschenstück-Höhe minus 6 Zentimeter
So sieht das dann aus:
Ich
habe (dooferweise) die Schnittlinien (die die gleichen wie bei der
Außentasche sind) mit Kreide angezeichnet. Tut das nicht! Das rächt sich
später! Markiert auch hier die Linien mit einem Kontrastgarn mit
größter Stichlänge!
Diesen Teilen habe ich ein Vlies verpasst (H640 von Freudenberg -
einseitig aufbügelbar). Komplette Fläche außer den Nahtzugaben:
Die
eine Seite der Innentasche erhält eine Reißverschlußtasche. Ich bin mir
sicher, dass es einfachere Wege gibt dafür, aber das ist der Ally-way
of Tasch...
Ein Stück Futterstoff (60 x 20 cm) wird in der Hälfte mit Vlies (H640)
bebügelt (wieder abzüglich der Nahtzugaben (Größe 28 x 18 cm)
Gesicht auf Gesicht zusammelfalten, am Vlies rundum absteppen (Wendeöffnung an einer Längsseite lassen). Ecken kappen.
wenden
und gut ausbügeln. Die Wendeöffnung braucht nur mit einer Stecknadel
verschlossen werden, die machen wir nachher richtig zu...
Und nun der Reißverschluß: farblich passend und etwas kürzer als die Längsseite des grade entstandenen Stückes.
Und
schon gehts weiter mit der anderen Seite der Innentasche: Der
Grund"lappen" ist wieder wie der erste, mit Markierungen der
Schnittlinien drauf. Hier aber sollen Steckplätze für Geldbörse und
Händiefon hin. Also los:
Und schon sind wir bei der Endmontage. Toll doll, ne? Joa!
Zu Beginn des Endspurts stehen wir vor einer schwerwiegenden Entscheidung (Nein, nicht ob ich alles wegwerf!
) Die Entscheidungsfrage lautet: Welche Innentaschenseite soll
zukünftig Rücken an Rücken mit welcher Außentaschenseite sein Dasein
friste... äh verbringen.
Ihr seht, es IST kompliziert. Nach mehrstündigen Verhandlungen mit me
myself and I ist nun der Entschluß gefallen. Und damit nicht noch wer
Einwände erhebt, hab ich das gleich miteinander verfrickelt. Dies hier
wäre auch die Stelle, an der das Schlüsselband anmontiert werden müsste
(kreativ symbolisiert durch die Schere, nich
) Zusammengenäht werden die Stücke mit ihren jeweiligen OBERkanten (falls das nicht zu erkennen sein sollte....)
Jetzt
gehen wir gleich zum Nächsten: Die Taschenseiten-Nähte. Etwas
frickelig, aber ihr packt das! Ich habs ja auch gepackt! Zuerst
verbinden wir nur die Teile der Aufsetztaschen von Vorder- und
Rückenteil.
Das
macht ihr links und rechts, okay? Gut! Nun kommen die richtigen
Seitennähte dran. Dazu legt ihr, diesmal genauer, wieder die
Taschenteile zusammen. Achtet auf den "Knotenpunkt" zwischen orange und
schwarz. Das sollte exakt sitzen. Wichtig ist auch, dass ihr die
Taschenhenkel aus der Naht raushaltet. Und, genauso wichtig: Die
Außentaschen, die wir gerade genäht haben, dürfen auch nicht mit in die
Naht baumeln! Klappt sie zurück!
So.
Und jetzt wenden wir das gute Stück! Jetzt bekommen nämlich die
aufgesetzten Taschen ihren Boden. Baut eure Maschine auf Freiarm um und
näht dort einmal rundum:
Prima! Und ab zur letzten Runde: Tasche zurückwenden und den Boden des schwarzen Korpus schließen:
Und nun die orangene Innentasche: Das gleiche in bunt, nur lasst an der Unterkante eine Wendeöffnung!
Und, natürlich: WENDEN!
So, die letzten Meter bis zur Ziellinie! Schaffmer die noch? Ach klar!
Und wenn ihr mit den Henkeln alles "richtig" gemacht habt, sollten solche Schlaufen entstanden sein:
Und die sind für das da:
oder das da:
oder dieses?
oder wie ihr wollt
Und hier noch ein Blick ins Innere des Schmuckstückes:
Theoretisch
ist die Tasche jetzt fertig. Jetzt muss nur noch geputzt werden: Die
Markiernähte müssen entfernt werden, die Kreidestriche rausgerubbelt und
die Bodennaht geschlossen. Außerdem kann ein Stück Plastik oder so (in
unsrem Falle 10 mal 40) mit Futter bezogen werden und als Boden
eingelegt (wieso kann? Sollte!)
So. Jetzt schmückt das
Teilchen nach Eurem Gutdünken und freut Euch dran! Und vergesst nicht,
mir ein Foto davon zu schicken, ja?
So. Ich hoffe, ich
hab mich verständlich ausgedrückt. Wenn nicht, fragt einfach nach. Ich
möcht ja, dass Ihr Freude am Nähen habt!
Also, winke winke für Heute!
Allysonn